Das Geheimnis von Thanaka
Manchmal sind es Zufälle, die uns neue Erkenntnisse schenken. Zufälle wie meine Reise nach Myanmar, die mir das Geheimnis der makellosen Haut der Burmesen eröffnete: einer Haut wie Seide, feinporig, ebenmäßig, bis ins hohe Alter fast faltenlos. Was steckte dahinter? Ein Wundermittel? Ein Jungbrunnen? Doch beginnen wir von vorn…

Die Sonne brennt, wie in der Sauna schlägt uns die schwüle Hitze ins Gesicht. In den Straßen drängt der Verkehr – ein unaufhaltsamer Strom von Fahrradrikschas, hupenden Bussen, knatternden Motorroller. Frauen in bunten langen Röcken, kahlrasierte Mönche und Touristen wimmeln zwischen Straßenhändler, die auf Gehwegen Gemüse und Fisch feilbieten.
Wir sind nach Myanmar gereist, um ein Land zu entdecken, das lange Zeit von der Außenwelt abgeschnitten war, uns fremd und exotisch erscheint. Hier in Rangun leben fünf Millionen Menschen, reich an Kultur, arm an sozialen und hygienischen Standards. Und doch liegt ein Zauber in der Luft, ein Zauber, der von den Menschen ausgeht, ihrem zurückhaltenden Wesen, ihrer Anmut, ihrer auffallenden Schönheit.
Während der Besichtigungstour mit San, unserem einheimischen Stadtführer, habe ich begonnen, die Einheimischen zu beobachten, rücksichtsvoll, bewundernd. Sie strahlen Freundlichkeit aus, Sanftmut, unaufdringliche Neugierde. Es ist unmöglich, ihnen nicht mit einem Lächeln zu begegnen. Besonders fallen mir ihre schönen Gesichter auf, die ebenmäßige, matt schimmernde Haut, ganz frei von Flecken, Unebenheiten, Sonnenschäden, wie ich sie täglich in meiner Praxis sehe.


„Schau nur, die herrlichen Pagoden“, sagt mein Mann und sein Blick gleitet an den goldenen Fassaden der Tempel empor. „Ja, sehr schön“, antworte ich, „aber hast du die wunderbare Haut der Frauen gerade gesehen?“ So beeindruckend dieses Land und seine Sehenswürdigkeiten auch sind, mich als Dermatologin interessiert vor allem das Geheimnis der makellosen Haut der Menschen.
Schließlich frage ich San, den wir für ein paar Tage zur Erkundung von Stadt und Kultur engagiert haben. Das müsse an Thanaka liegen, sagt er, einem Pulver aus der Rinde des Thanakabaumes. Mit Wasser angemischt, würden Frauen, Männer und Kinder es täglich als Schutz vor Sonne und Mücken auftragen.
Mehr wisse sicher seine Nachbarin, die auf dem Lande wohne. Sie habe sich ihr Leben lang sehr um ihre Schönheit bemüht, sei 70, sähe aber viel jünger aus. „Gern“, so San, „bringe ich euch zu ihr.“
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg, raus aus der lärmenden Stadt, rauf auf eine Fähre. Nach der Überfahrt steigen wir um auf rostige Fahrradrikschas. Wie Kinder pflanzen uns die kleinen agilen Burmesen auf ihre Gepäckträger, geben uns zerschlissene Regenschirme gegen die gleißende Sonne und treten in die Pedale.
Zwei Stunden radeln wir so durch die Provinz – vorbei an kleinen Dörfern, an Märkten mit überbordenden Bergen an Gemüse, Obst und Gewürzen, über staubige Straßen. Dann erreichen wir das Dorf, in dem San und seine Nachbarin leben.
Vor einer strohgedeckten Hütte sitzt eine kleine, zarte Frau in der Sonne, die Haare zu einem Zopf gebunden, im einfachen Baumwollkleid und mit jenem feinen, fast faltenfreien Teint, der sie tatsächlich um Jahre jünger wirken lässt.


Ich bin aufgeregt und San übersetzt meine drängenden Fragen. Sanft und lächelnd antwortet die alte Schöne: Dass schon ihre Mutter ihr als Baby Thanaka aufgetragen und sie es auch später jeden Tag benutzt habe, sogar nachts. Dass Thanaka vor Mückenstichen und Sonnenbrand schütze. »Thanaka«, übersetzt unser Guide ihre Worte, »kühlt, und beruhigt die Haut. Pickel heilen schneller ab. Die Haut bleibt jung und geschmeidig, ohne Flecken.«
Staunend stehe ich in diesem Dorf in Myanmar. Staunend betrachte ich das schöne Antlitz der Frau. Habe ich entdeckt, was moderne Kosmetik in dieser Perfektion nicht erreicht? Beeindruckt von dem, was ich sehe und erfahren habe, willige ich ein, mir Thanaka auftragen zu lassen, nicht als Paste, nur zart als Puder auf mein Gesicht. Es riecht herrlich, kühlt und nimmt den Glanz von meiner Haut. Ein Effekt, der noch Stunden anhält. Ich bin begeistert.
Das Wunder von Myanmar, den Menschen und ihrer makellosen Haut nehme ich aus unserem Urlaub mit nachhause – in Erinnerungen und Bildern. Thanaka empfehle ich heute meinen Patienten als kostbare Hautpflege. Bei einer kleinen Firma habe ich das Pulver in ausgezeichneter Qualität entdeckt, es von Fachleuten auf Verunreinigung untersuchen lassen. Es ist rein und sauber – ein Quell echter Schönheit.
